Umgang mit Belastungen
Das Leben der meisten Menschen ist ein beständiges Auf und Ab,
vergleichbar mit der Bewegung eines Schiffes auf dem Meer des
Lebens. So wie das Meer selten ganz ruhig ist und dazu noch die
Sonne scheint, so ist auch unsere Stimmungslage selten über
lange Zeit vollkommen ausgeglichen und nur reine Harmonie. Im
Beresinalied heisst es: "Jeder hat etwas auf dem Gleise, das ihm
Kummer macht."
"Aber wenn man Yoga praktiziert, sollte man doch über den Dingen
stehen und sich von äusseren Ereignissen nicht mehr beeinflussen
lassen?", mag mancher einwenden. Ja, Yoga hilft uns nachhaltig
in der Bewältigung unseres Lebens. Aber, glauben Sie, dass die
Anforderungen und Aufgaben des Lebens mit zunehmender geistiger
Entwicklung abnehmen und geringer werden? Dies ist mit
Sicherheit nicht der Fall.
Wir glauben, es müsste alles nach unseren Vorstellungen und
Wünschen ablaufen - wenn sich einmal etwas anders entwickelt,
verstehen wir die Welt nicht mehr. Wir vergessen oft, dass wir
uns auf dem Weg der Entwicklung bewegen. Das Leben ist der
Einweihungsweg, ob wir es wollen oder nicht. Die Lektionen der
ersten Klasse sind vorbei. Es gilt, das Gelernte im Lebensalltag
anzuwenden und sich neue Erkenntnisse und Erfahrungen
anzueignen. Aus unserem Leben wissen wir, dass wir einige
Lektionen wiederholen müssen, bis wir sie endlich verstanden und
begriffen haben. Das Schicksal ist in dieser Hinsicht sehr
konsequent und hartnäckig. Es hilft uns, die besten Kräfte
hervorzubringen. Wie viele Male sind wir gefallen, bis wir
stehen und gehen konnten? Unzählige, aber wir sind immer wieder
aufgestanden und liessen nicht locker, bis wir es geschafft
hatten. Das ist unsere Natur, immer wieder aufzustehen. Wir sind
Krieger des Lichts und wir lassen nicht nach, bis wir unsere
innere, geistige Ursache so vollkommen als möglich offenbaren.
Nun gibt es aber manchmal Belastungen im Leben, die sehr schwer
sind und über längere Zeit andauern. Das können Verletzungen aus
der Kindheit sein, Enttäuschungen aus einer Partnerschaft,
schwere gesundheitliche Beschwerden, finanzielle Nöte, Süchte
und Leidenschaften, usw. Die Frage stellt sich: "Wie gehe ich
mit dieser chronischen Belastung um, damit ich nicht körperlich
und seelisch Schaden nehme; mein Leben und vielleicht sogar noch
das Leben meiner nächsten Mitmenschen beeinträchtige?"
Als Unterstützung in einer solchen Situation gibt es 4
Gedanken, die jeder für sich persönlich einsetzen kann. Bleibt
die Belastung bestehen, ist die Inanspruchnahme einer
professionellen Hilfe oft unumgänglich.
Die erste Hilfe ist, uns zu fragen: "Wer ist betroffen?" Die
Antwort lautet: "Ich". Welches Ich? Es gibt mehrere ‚Ich’ in
mir. Es gibt ein körperliches, ein verstandesmässiges, ein
emotionales, ein geistiges Ich. Das geistige Ich, die geistige
Ursache in uns, dieses "Ich bin, der ich bin" bleibt von allem,
was geschieht, unberührt. Mit diesem ‚Ich’ können wir uns
jederzeit verbinden und finden darin immer wieder neue Kraft.
Dann stellt sich die Frage: "Wann ist die Belastung besonders
gross?" Die Antwort darauf lautet oft: "Immer, wenn ich daran
denke." Der grösste Teil der Sorgen, Ängste, Nöte, Demütigungen,
Verletzungen usw. spielt sich in unserem Verstand ab. Dies
bedeutet, dass die Belastungen während der Arbeit, während einer
Fernsehsendung, einer Beschäftigung, einem Gespräch nicht
vorhanden sind, sondern erst wieder aufkommen, wenn wir uns
gedanklich damit beschäftigen. Yesudian sagte nicht umsonst:
"Lenke dein Bewusstsein, vom Kopf ins Herz. Probleme gibt es nur
im Kopf, im Herzen gibt es keine Probleme."
Die Psychologie sagt, dass der Verstand laufend bis zu 200
Worten pro Minute produziert. Es gilt, diese Flut einzudämmen
und negative Gedanken durch positive, aufbauende zu ersetzen.
Wie und womit? Ebenfalls mit unserem Verstand. Wir wiederholen
bewusst und ununterbrochen positive Worte oder Sätze, zum
Beispiel: " Ich bin, der ich bin" oder "OM", "Gott", "Ruhe und
Harmonie", "Frieden" oder "Ich offenbare Kraft im Körper und in
der Seele" usw.
Dann gibt es Belastungen, die sind eigentlich immer da.
Seelische oder körperliche Schmerzen, Verletzungen, Krankheiten.
Da muss man auch eingestehen können, dass Dieses oder Jenes
passiert ist. Man muss mit seinem inneren Kind Zwiesprache
halten und Verständnis entgegenbringen. Das Leben aber geht
weiter! Vergangenes existiert nicht mehr, Zukünftiges kommt
erst. Das einzige, was zählt, ist die Gegenwart: "Ich bin, der
ich bin".
"Nicht wahr haben, einfach nicht wahr haben" riet Elisabeth
Haich oft den Hilfesuchenden. Wir können die Verhältnisse um uns
herum nicht immer ändern, aber dadurch, dass wir uns und unsere
Einstellung ändern, verändert sich unsere Umgebung.
Schliesslich geht es auch darum, das viele Gute und Schöne, was
wir um uns herum sehen und erleben dürfen, auch in Dankbarkeit
anzunehmen. D.h. die Aufmerksamkeit nicht nur auf die negativen,
sondern viel mehr auf die positiven Dinge lenken. Wiederum hilft
uns der bewusste Umgang mit unseren Gedanken dabei. „Ob Du
durchhalten kannst und Dich mit der Kraft Deines innewohnenden
Geistes wieder aufrichten, liegt an Dir.“ Unzählige Menschen
haben mit ihrem Leben bewiesen, dass dies erreichbar ist.
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